Kristin Lohmann (*1976) absolvierte im Anschluss an ihre Holzbildhauerausbildung ein Studium der Freien Bildenden Kunst mit dem Schwerpunkt Bildhauerei an der Kunsthochschule Mainz (Ernennung zur Meisterschülerin) und ein Gaststudium an der Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt am Main. Sie realisierte zahlreiche Kunstprojekte mit Kindern und Jugendlichen sowie Workshops im Bereich Kultureller Bildung und praktischer Kunstvermittlung für Stiftungen, Museen, Bildungs- und Kultureinrichtungen. Lohmann ist als Kunst-Dozentin für die Stiftung Kunst und Natur gGmbH und für die Freie Kunstakademie Frankfurt tätig. Seit 2007 hat sie ein Atelier im Frankfurter Ostend und realisiert dort ihre Skulpturen, Installationen und konzeptuellen Arbeiten.
Kontakt:
mail [at] kristin-lohmann [dot] de
EINBLICKE IN DIE PRAXIS von Kristin Lohmann
Abschlussprojekt: „STADT-WALD-ATELIER“
Künstlerische Idee/Konzeption und Durchführung des Projektes:
Kristin Lohmann
Kooperationspartner:
Im Auftrag für die Freie Kunstakademie Frankfurt e.V.
Finanziert durch BearingPoint GmbH, Management & Technology Consultants, Niederlassung Frankfurt.
In Zusammenarbeit mit dem Kinderzentrum (KiZ) Lauterbacher Straße Frankfurt & 8 Kindern im Alter von 4 – 5 Jahren.
Ausgangssituation:
Das Kinderzentrum Lauterbacher Straße gehört zum Stadtteil Fechenheim Nord und liegt an der östlichen Stadtgrenze von Frankfurt. Hier leben viele Familien verschiedener Nationalitäten und sozialer Hintergründe zusammen. Das Motto des Kinderzentrums lautet: „Geht es den Familien gut, geht es den Kindern gut!“. Die Einbindung der Familien in das kulturelle und soziale Stadtteilleben gehört ebenso zum pädagogischen Konzept des KiZ, wie die gezielte Förderung der Kinder in ihrer Sprachentwicklung.
Das Kinderzentrum ist aktuell (bis zur Fertigstellung seines Neubaus) in Containern untergebracht. Die Innen- und Außenbereiche sind daher sehr beengt. Aus diesem Grund haben wir entschieden das Kunstprojekt nach draußen zu verlegen. Da der Stadtwald fußläufig nur knapp 10 Gehminuten entfernt ist, war die Wahl des alternativen Arbeitsortes „Das Stadt-Wald-Atelier“ recht schnell gefunden.
Idee:
Über kreative künstlerische Methoden der LandArt sollten die Kinder:
Kreative Methoden:
Die teilnehmenden Kinder haben in den sechs mal zwei Zeitstunden den Stadtwald nach unterschiedlichen Themenbereichen künstlerisch erforscht, wie zum Beispiel durch:
Über einfache Sinneswahrnehmungen und spielerische Methoden sollten die Kinder einen direkten
Umgang mit der Natur im Stadtwald erfahren. Zum Beispiel über:
Das Projekt fand in den Monaten September 2022 bis März 2023 statt, so dass die unterschiedlichen Jahreszeiten miterlebt werden konnten. An jedem Projekttag wurde das Erlebte auch künstlerisch umgesetzt. Die Kinder haben:
Fazit:
„Wir haben den Stadtwald zu unserem Atelier, Experimentierraum, Beobachtungstation und Spielplatz gemacht. Es ging nicht darum, „großartige“ Kunstwerke mit nach Hause zu nehmen, sondern den Wald mit allen Sinnen wahrzunehmen und als ein schönes Erlebnis in Erinnerung zu behalten. Es sollte die Neugierde auf die Natur direkt vor der eigenen Haustüre geweckt werden. Das minutenlange Beobachten einer Schnecke oder dass sich Wassertropfen an einem Grashalm festklammern können, war für die Kinder wirklich ein Aha-Erlebnis.
Abschließend lässt sich sagen, dass wir ALLE unser Bestes zum Gelingen dieses Projektes beigetragen haben. Zurück bleiben unzählige schöne Erlebnisse, der eine oder andere Mückenstich und die Erfahrung, dass es nicht viel braucht, um Kunst „nahbar“ zu machen.“
KreativLabor
Das „KreativLabor“ ist ein interdisziplinäres Kulturprojekt an der Charles-Hallgarten-Schule in Frankfurt am Main. Fünf Künstler:innen aus den Sparten Bildende Kunst, Musik, Literatur, Schauspiel und Tanz arbeiten über ein Schuljahr, an einem Schultag pro Woche, mit Förderschüler:innen der Klassen fünf und sechs interdisziplinär zu einem Thema zusammen. Das Jahresthema wird nach den Interessenschwerpunkten der Schüler:innen ausgewählt. Ziel ist es, jede:n in das Projekt einzubinden, um am Ende die entstandenen Ergebnisse einer Schulöffentlichkeit – Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern – zu präsentieren.
Was haben Sie aus diesem Projekt für Ihre künstlerische Arbeit mitgenommen?
Dass man gut daran tut, den künstlerischen Prozess so lange wie möglich offenzuhalten, damit sich das kreative Potenzial der Schüler:innen völlig frei entfalten kann. Es geht um die Auseinandersetzung mit der Kunst und ihren unterschiedlichsten Materialien, Techniken, Formen, Interpretations- und Experimentiermöglichkeiten. Diese persönlichen Erfahrungen passen häufig in keinen Zeitrahmen und können manchmal nur schwer präsentiert werden. Insofern sollte der Fokus nicht ausschließlich auf dem künstlerischen Ergebnis liegen.
Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?
Auf den ersten Blick oft unscheinbar, fast banal wirken meine Skulpturen und Installationen. Ironisch werden die Gegebenheiten des täglichen Lebens hinterfragt. Dabei löse ich gerne Altbekanntes aus seinem gewohnten Kontext und zeige neue Sichtweisen auf. Manchmal muss man schon genau hinschauen, um den Unterschied zu den bekannten Alltagsgegenständen zu erkennen. Es interessiert mich grundsätzlich, ob man Dinge manchmal anders sehen kann, als sie eigentlich gemeint sind.
Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?
Ich möchte kreative Räume für Kulturelle Bildung schaffen, in denen man unvoreingenommen und frei seine eigenen künstlerischen Ideen im Team verwirklichen kann. Dabei durchläuft man den künstlerischen Prozess mit all seinen Höhen und Tiefen. Dazu gehört auch, dass dieser Prozess möglichst lange ergebnisoffen bleibt, damit sich das gesamte kreative Potenzial entwickeln kann. Das ist nicht immer einfach, aber ich sehe mich als Wegbegleiterin, die konkrete Fragen stellt, um die eigene künstlerische Entwicklung zu reflektieren und den kreativen Prozess voranzutreiben.
Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?
Ich sehe meine Aufgabe als Künstlerin in kulturellen Bildungsprojekten darin, Fragen zu stellen, um mit anderen ins Gespräch, in den künstlerischen Austausch und in Aktion zu kommen. Künstlerische Impulse sollen inspirieren, aber gerne auch mal irritierend auf mein Gegenüber wirken. Es geht nicht darum, für alles gleich eine Lösung oder Antwort zu finden, sondern in einem künstlerischen Prozess gemeinsam Ideen zu entwickeln, Resultate kritisch zu betrachten, Ansätze zu verwerfen und neu zu experimentieren. Es geht mir um den Blick über den Tellerrand hinaus, der oft herausfordernd, aber auch zugleich faszinierend sein kann.